Einmal 24m² Bühne bitte…

Ja, man kann Bühne tatsächlich fertig und am Stück kaufen. Das sind dann einzelne Podeste aus Aluminium und Siebdruckplatte, die man aufstellt und miteinander verbindet. Vorteil: Man bestellt das Zeug, baut es auf und ist fertig. Nachteil: Die Teile haben fixe Abmessungen (normalerweise 1×2 Meter) und viel mehr als nur Aufstellen und benutzen geht damit nicht. Also nichts mit Anpassen auf die Bedürfnisse der Location. Dann doch lieber selber bauen. Und sind wir ehrlich… das war klar bei uns. Aber wie baut man eine Bühne? Das ist tatsächlich gar nicht so einfach, wie man meinen möchte.

Holz?

Erster Gedanke ist klar: Holzgerüst bauen, mit OSB verkleiden, Teppich drüber, fertig. Achje… neinbloßnicht. Böse! Pfui! An sowas darf man heute nicht mal mehr denken. Und das ist auch gut so. Ein Blick in die rheinland-pfälzische Versammlungsstättenverordnung zeigt, dass die Unterkonstruktion von Bühnen aus nicht brennbarem Material bestehen muss. Macht ja auch Sinn. Außerdem würde uns das Holz nach ein paar Jahren im Kanal unter der Nase weggammeln. Wobei die neue Lüftung das feuchte Raumklima da unten bisher krass im Griff hat!

Stahl?

Zweite Gedanke: Wir schweißen uns die Bühne aus Vierkantrohren zusammen. Stahl. Archaisch. Männlich. Dreckig. Arrrrr! Aber auch von dieser Idee haben wir uns ganz schnell wieder verabschiedet. Erstens weil die Bühne auch sechs hüpfende Metal-Musiker außhalten muss und Schweißnähte da einfach ein Risiko sind – wenn man es nicht gescheit gelernt hat. Haben wir nicht. Also Finger weg davon. Zweitens wollte ich (Henry) gerne eine Bühne, die man bei Bedarf ausbessern, reparieren und anpassen kann. Sprich: Genau das Gegenteil von dem, was wir bisher hatten.

Aluminium!

Ich hatte mir bereits im letzten Jahr privat einige Profile aus Aluminium bestellt und einen Tisch für die Werkstatt gebaut, um die Nutzbarkeit des Systems für die Kanalbühne zu testen. Fazit: Klasse! Kurzform für alle, die Details wollen: Die Bühne wird ein Rahmen aus 4080er I-Typ Nut 8 auf 34 Ständern in 4040 mit Ausgleichsfüßen. Bühnenfläche wird 20er Siebdruck, abnehmbar verdeckt von unten verschraubt. Seitenverkleidung wird 10er Siebdruck.

Bildern: Über die schräge Ecke hinten ragen natürlich keine Träger hinaus. Aber da dieser Teil im Bau etwas tricky werden wird, haben wir dafür mal lieber die volle Länge an Profilen aingerechnet.

Ein großer Vorteil dieser Lösung ist, dass wir die Bühne ganz genau auf die Gegebenheiten im Kanal anpassen können, z.B. an die Ecke hinter der Bühne oder links am Rand der Gewölbedecke. Dadurch wird die neue Bühne – bei gleichem Platzbedarf wie die alte – viel mehr nutzbare Fläche haben. Weiterer Vorteil: Das System ist so flexibel, dass wir direkt schon so Dinge wie Bühnenstrom, Stageboxen, Nebelmaschine usw. verdeckt mit in die Bühne einbauen werden, was die Auf- und Abbauzeiten bei Konzerten verkürzen wird. Die einzelnen Platten der Bühnenfläche werden einfach austauschbar sein, sollte mal etwas wirklich versaut sein. Die von uns gewählten Aluprofile sind im System-, Messe- und Anlagenbau derzeit so weit verbreitet, dass es noch über Jahrzehnte Ersatzteile dafür geben wird.

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