Goodbye Bühne

Große Kästen aus Spanplatten, zusammengehalten von einem geschweißten Stahlrahmen und mit Teppich überzogen. Quasi die Roten Elemente in riesig. Davon gingen wir aus, als wir uns am letzten Samstag ans Werk machten.

Die Bühne an sich war noch sehr stabil, daher mag sich vielleicht jemand fragen, warum wir das Ding überhaupt abgebaut haben. Kurz und ehrlich: Weil Spanplatte und Teppich im Jahr 2020 einfach nicht mehr auf/unter eine Bühne gehören. Brandschutz, Hygiene, gesundheitliche Aspekte. In einen feuchten Gewölbekeller gehören einfach keine Plattenbaustoffe wie OSB, MDF oder Span. Und auch kein Teppich und kein PVC-Fußboden. Und wenn das Zeug noch so günstig ist. Punkt. Habe den Fehler allerdings auch selbst schon gemacht.

Die Arbeit ging zunächst zügig voran. Block für Block zerlegten wir unsere geliebte Bühne. Als Jonas und ich vor elf bzw. zehn Jahren in den Kanal kamen, hätten wir uns wohl nie vorstellen können, dass wir beide einmal die Kanalbühne zerlegen würden. Ein bisschen traurig waren wir schon.

Eigentlich hatten wir mit starkem Schimmelbefall gerechnet, besonders nach den letzten drei Jahren. Doch so viel war es nicht. Natürlich hatten wir wieder den ganzen Tag die Masken auf und natürlich hat man an manchen Stellen auch deutlich gesehen, warum wir die Bühne weg haben wollten. Aber es ging. Als wir alle Elemente zerlegt hatten, standen wir vor dem wohl ältesten Teil der Bühne, direkt unter dem Logo des Kanals. Dann wurde es toll.

Überraschung!

Wir hatten schon früher bemerkt, dass dieser Teil irgendwie stabiler war. Da vibrierte nichts. Wir hatten mit dickeren Spanplatten gerechnet. Oder vielleicht mit einer verstärkten Metallkonstruktion. Doch weit gefehlt.

Dieser Teil der Bühne war MASSIV und bestand aus zwölf großen Elementen einer Raumtrennwand, die einfach in der Ecke aufeinandergelegt worden waren. So eine Faltwand, mit der man einen großen Saal in zwei kleinere Räume unterteilen kann. Zunächst dachten wir, dass da jemand einfach mal seinen Sanierungs-Müll entsorgt hätte… aber Update nach Facebook Kommentar: Die Teile wurden wohl vor über 20 Jahren extra für den Kanal besorgt, um den großen Raum zu unterteilen – was aber aufgrund von zu hohen Kosten wohl nie verwirklicht wurde. Danke für die Info!

Eines dieser Elemente war etwa 2,80m lang und hatte ein stolzes Gewicht von bestimmt 80-100 kg. Keine Chance, diese Teile komplett aus dem Kanal zu schaffen, zumal uns die Arbeit der letzten Wochen eh in den Knochen steckte. Also war Demontage angesagt.

Nach einigen erfolglosen Versuchen habe ich das erste Element kurzerhand mit meiner Supersäge in der Mitte durchtrennt und Jonas hat das Ding aufgebrochen. Erste Analyse: Schichtbauweise. Außen Spanplatte, dann zwei Schichten Gipskarton und in der Mitte eine dicke Schicht aus… Steinwolle. Mit Sicherheit vor 1990 produziert = krebserregend.

Shit!

Günther for the rescue

Die restlichen elf Elemente haben wir mit großer Vorsicht zerlegt, natürlich mit Maske und Handschuhen. Dann war erstmal Pause angesagt, weil wir platt waren und weil ich mich erstmal schlau machen musste.

Den folgenden Sonntag habe ich im Internet verbracht, um eine Möglichkeit zu finden, diesen gefährlichen Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Damit konnte niemand rechnen. Aber auch die bloße Menge an Holz, Metall und Gipskarton, die da jetzt im Keller stand, überstieg unsere Planung um ein Vielfaches. Wir brauchten Hilfe.

Am Sonntag hatte ich eine Email an den Montage- und Hausmeistersercive Günther geschrieben, der mir in der Vergangenheit schon öfter bei kniffligen Situationen im Kanal geholfen hatte. Leute, was soll ich euch sagen: Am Montag um 10 stand der Chef mit zwei kräftigen Jungs und einem großen Anhänger vor dem Kanal und es ging los. WOW!

https://www.montage-hausmeisterservice.de/

Wir fluten den Kanal

Ich hatte inzwischen spezielle KMF-Müllsäcke, Schutzausrüstung und Wasserspritzen besorgt, um die Luftfeuchtigkeit im Kanal zu erhöhen (!) und den feinen Staub unten zu halten. Hat super funktioniert. Mit den Handwerks-Firmen hatte ich am Montag früh schon abgeklärt, dass sie heute nicht in den Kanal konnten. Wir mussten erst das Zeug wegschaffen und gründlich reinigen.

Nachdem die erste Fuhre am Montag weg war und wir die Steinwolle raus hatten, fluteten Jonas und ich den Kanal mit dem Gartenschlauch. Mit Besen, Abziehern und unserem Nass-Staubsauger machten wir alles sauber.

Am Dienstag rückte die Firma Günther nochmal an, diesmal mit zwei riesigen Anhängern, die auch notwendig waren. Am Nachmittag war alles weg und der Kanal war leer. Wir wischten nochmal feucht durch, fuhren selbst noch die letzte Ladung Schrott mit Jonas‘ Anhänger weg machten früh Feierabend. Diese Currywurst hatten wir uns echt verdient.

Schade: Das Geld, das wir in die Entsorgung der alten Bühne stecken mussten, hätten wir auch gut für die neue Bühne gebrauchen können. Im Kanal muss man wirklich in Jahrzehnten denken. Gerade darum werden wir die neue Bühne aus Alu und Siebdruckplatten bauen. Und wenn die dann irgendwer in 30 Jahren wieder abbauen muss, dann wird das in drei Stunden erledigt sein.

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